Jungfernfahrt

M/S COLOR FANTASY

Empfang in Kiel


Der Jungfernfahrt der Color Fantasy wurde in den Medien bereits im Vorfeld sehr große Aufmerksamkeit geschenkt. Rund um die Kieler Förde wurde ein umfangreiches Begrüßungsprogramm organisiert, die Einlaufparade und die Begrüßungsparty wurden vom Norddeutschen Fernsehen live übertragen. Wenn man sich nicht gerade in gesteigertem Maße für die Personenschiffahrt interessiert, darf man sich fragen, warum um die Inbetriebnahme dieses neuen Fährschiffes ein so großer Rummel gemacht wurde. Immerhin handelt es sich nur um ein Fährschiff auf einer Linie, die seit über 40 Jahren zum Alltag gehört. Doch das Spektakuläre an dem Schiff sind die gewaltigen Dimensionen: Mit 74.500 BRT ist die Color Fantasy das größte Fährschiff der Welt und zudem das größte Schiff überhaupt, welches jemals in Kiel festgemacht hat. Doch damit nicht genug: Revolutionär ist auch die Architektur des Schiffes, denn die Color Fantasy ist eben nicht nur ein Fährschiff, sondern die weltweit erste Cruise Ferry mit dem Komfort eines Kreuzfahrtschiffes. Die Experten werden nicht müde, immer wieder die Frage zu diskutieren, ob es sich bei der Color Fantasy um ein Fährschiff mit Kreuzfahrtniveau oder einen Kreuzfahrer mit Autodeck handelt. Die Reederei verspricht jedenfalls letzteres!

Soweit die Vorgeschichte...

Das Wetter am 11. Dezember 2004 war denkbar ungünstig für einen Schiffsempfang: Nieselregen bei Temperaturen nur leicht im positiven Bereich, die durch eine steife Brise  auch nicht gerade lauschiger wurden. Dazu eine atemberaubende Weitschicht von vielleicht 100 Metern. Dennoch hatten nach Medienberichten mehrere 10.000 Besucher den Weg an die Kieler Förde gefunden, um sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen. Zwischen den Festzelten und der NDR-Bühne an der Hörn und der Kieler Bucht standen die Schaulustigen teilweise dicht gedrängt an beiden Uferseiten. Besonders viele Menschen hielten sich am RoRo-Terminal 27 in Höhe der Schwentine-Mündung auf, da dort das umfangreiche Wendemanöver des Schiffes besonders gut beobachtet werden kann. Die letzten Meter legt das Schiff rückwärts bis zum Norwegenkai zurück. Laut Angaben der Reederei sollte die Color Fantasy den Kieler Leuchtturm gegen 11:00 Uhr passieren und um 12:00 Uhr am Norwegenkai festmachen. Damit würde das Wendemanöver vor der Schwentine-Mündung ca. gegen 11:30 Uhr beginnen. Doch um diese Uhrzeit war von dem Schiff weit und breit nichts zu sehen. Durch die schlechte Sicht war es auch kaum möglich, die Förde hinabzuschauen um abzuschätzen, wie lange das Schiff noch brauchen würde. Gegen 12:00 Uhr erhielt ein neben mir in der Menschenmenge stehender Reporter einen Anruf auf seinem Handy. Sein Kollege stand am Kieler Leuchtturm und teilte mit, daß er selbst dort das Schiff noch nicht sehen könne. Das war der Augenblick, in dem die umliegende Menschenmenge schlagartig an ihre inzwischen ziemlich unterkühlten Füße erinnert wurde. Die Stellung räumen wollte dann aber doch keiner, immerhin gab es sogar "Sehleute", die tatsächlich aus dem Breisgau oder dem Ruhrgebiet angereist waren, um diesem Ereignis beizuwohnen. Wenigstens teilte der Reporter vom Kieler Leuchtturm mit, daß sich die Color Fantasy durch ihr dumpfes Schiffssignal immerhin schon mal angekündigt hatte.

Um 12:30 Uhr passierte M/S Color Fantasy dann den Kieler Leuchtturm und 30 Minuten später wurde das Schiff vor der Schwentine-Mündung erwartet. Wie später bekannt wurde, waren Kapitän und Besatzung durch den großen Empfang in Kiel überwältigt. Durch Auslösen des Schiffssignals grüßte der Kapitän immer wieder die Menschenmenge am Ufer. Zwar machte die Color Fantasy somit schon deutlich vorher akustisch auf sich aufmerksam, die fehlende Sicht verhinderte jedoch einen frühzeitigen Blick auf das Schiff. Erst im letzten Moment tauchte der kolossale dunkelblaue Rumpf mit dem goldenen Schriftzug "Color Line Cruises" und den gewaltigen weißen Aufbauten aus dem dichten Nebel auf, im Schlepptau zahlreiche Begleit- und Begrüßungsboote. Wichtige Gäste lassen halt gerne etwas länger auf sich warten. Später war zu erfahren, daß die 90-minütige Verspätung durch die zu lang andauernden Feierlichkeiten nach der Taufe in Oslo hervorgerufen wurden. Aufgrund schlechter Wetterverhältnisse im Skagerrak war es auch nicht möglich, die Verspätung wieder herauszufahren, da man den Premierengästen auf der ersten Fahrt eine absolut ruhige Reise ermöglichen wollte. Scheinbar spielend einfach wendete M/S Color Fantasy mit ihren fast 224 Metern Länge und 35 Metern Breite gegen den Uhrzeigersinn in Höhe des RoRo-Terminals 27 und setzte den letzten Teil der Reise rückwärts bis zum Norwegenkai zurück. Wie erwartet dauerte die Prozedur ca. 30 Minuten, so daß das Schiff um 13:30 Uhr in Kiel festmachte. Zu diesem Zeitpunkt war bereits die Einschiffung der Gäste geplant, die die Jungfernreise ab Kiel gebucht hatten. Daran war aufgrund der verspäteten Ankunft nun jedoch nicht mehr zu denken. Als ich um 14:00 Uhr zum Einchecken im Norwegenkai eintraf, wurde von der Reederei mitgeteilt, daß mit der Einschiffung voraussichtlich nicht vor 15:00 Uhr begonnen werden könne. Nähere Einzelheiten sind dem Bereicht über die Jungfernfahrt zu entnehmen.


Abschließend kann man sagen, daß trotz des ungünstigen Wetters und der Verspätung des Schiffes wohl kaum niemand sein Kommen an die Kieler Förde bereut haben dürfte. Allein die gewaltigen Ausmaße und die neuen Formen des Schiffes machen klar, daß im Schiffsverkehr zwischen Kiel und Oslo sowie im Fährverkehr überhaupt eine neue Ära begonnen hat.

 

Weitere Bilder von der Einlaufparade sind in der Bildgalerie enthalten.


© 2005    Alexander David

    Letzte Aktualisierung: 23.03.2005